Mittwoch, 7. Mai 2008

Von mental Gestörten und sonstigen Knalltüten

Ich halte nichts davon, sich für seine Werke rechtfertigen zu müssen. Doch hin und wieder gibt es Erlebnisse im Dasein eines Kunstschaffenden, die haarsträubender sind als alles bisher Gesehene.

So war ich zunächst mehr als nur verwundert, als mich Anfang April die E-Mail eines namenlosen Fans erreichte, der mich hinsichtlich der Photoserie „Vom Opfer zum Täter“ aufs Übelste beschimpfte und mit ungeheuerlichen Behauptungen um sich feuerte, dass mir die Ohren schlackerten.
Zunächst sah ich keinen Grund, auf diese Vorwürfe zu reagieren. Doch da seitdem mein E-Mail-Postfach mit vergleichbaren Nachrichten überquillt, sehe ich mich förmlich gezwungen, hier einige Richtigstellungen vorzunehmen. Daher spielen wir jetzt das spaßige Spiel „Susann Zschau korrigiert die haltlosen Anschuldigungen ihrer Fans und ärgert sich dabei ’nen Wolf“.
Los geht’s!

Behauptet wird: Das Model war minderjährig.
Fakt ist: Stimmt! Zwölf Jahre jung, um genau zu sein.

Behauptet wird: Das Model wurde dazu gezwungen.
Fakt ist: Wurde es nicht. War sehr freiwillig und motiviert bei der Sache.

Behauptet wird: Es sind Originalphotos von den „Kellerkindern“ aus Österreich.
Fakt ist: Die Bilderserie entstand Anfang des Jahres, mehrere Monate vor Bekanntwerdung des Falles.

Behauptet wird: Das Model wurde bestimmt nicht bezahlt.
Fakt ist: Wurde es. Mit Euro, nicht mit Haribo.

Behauptet wird: Beim Model wird ein geistiger Schaden zurückbleiben.
Fakt ist: Nö. Model und Team hatten in den zweieinhalb Stunden, über die sich die Photosession erstreckte, sehr viel Spaß.

Behauptet wird: Das Model wurde geschlagen, damit es verweint und traurig aussieht.
Fakt ist: Der Junge genoss vier Jahre Schauspielunterricht. Das Stichwort lautet hier: Überzeugende Darstellung.

Behauptet wird (und jetzt kommt einer meiner Favoriten): E.G.O. macht solche Photos, weil sie alle miteinander gestört im Kopf sind und sich an Bildern verprügelter Kinder aufgeilen.
Fakt ist: Wir möchten mit unserer Arbeit auf die Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Unsere martialischen Darstellungen dienen diesem Ziel. Es handelt sich hierbei um gesellschaftskritische Kunst, nicht um Perversion. Wer dies nicht versteht, sollte seinen Intellekt grundlegend überdenken.

Behauptet wird: Das Model ist nach Beendigung der Photoserie spurlos verschwunden.
Fakt ist: Er ist gesund und munter, geht zur Schule (sogar ohne einen Amoklauf zu planen!) und wenn es nicht so etwas wie den lieben Onkel Datenschutz gäbe, könnte ich euch sogar seine Telefonnummer geben.

…und das war’s auch erstmal. In Zukunft bitte ich euch darum, bodenlose Frechheiten dieser Art zu unterlassen und in eurer Freizeit sinnvollere Dinge zu tun, als mir ohne Grund derart penetrant auf die Füße zu steigen. Ich hoffe, ich habe mich an dieser Stelle deutlich genug ausgedrückt, denn wiederholen werde ich mich nicht.

Mit ausgestrecktem Mittelfinger,
S.