Ich halte nichts davon, sich für seine Werke rechtfertigen
zu müssen. Doch hin und wieder gibt es Erlebnisse im Dasein eines
Kunstschaffenden, die haarsträubender sind als alles bisher Gesehene.
So war ich zunächst mehr als nur verwundert, als mich Anfang
April die E-Mail eines namenlosen Fans erreichte, der mich hinsichtlich der
Photoserie „Vom Opfer zum Täter“ aufs Übelste beschimpfte und mit
ungeheuerlichen Behauptungen um sich feuerte, dass mir die Ohren schlackerten.
Zunächst sah ich keinen Grund, auf diese Vorwürfe zu
reagieren. Doch da seitdem mein E-Mail-Postfach mit vergleichbaren Nachrichten
überquillt, sehe ich mich förmlich gezwungen, hier einige Richtigstellungen
vorzunehmen. Daher spielen wir jetzt das spaßige Spiel „Susann Zschau korrigiert
die haltlosen Anschuldigungen ihrer Fans und ärgert sich dabei ’nen Wolf“.
Los geht’s!
Behauptet wird: Das
Model war minderjährig.
Fakt ist: Stimmt! Zwölf Jahre jung, um genau zu sein.
Behauptet wird: Das
Model wurde dazu gezwungen.
Fakt ist: Wurde es nicht. War sehr freiwillig und motiviert
bei der Sache.
Behauptet wird: Es sind Originalphotos von den
„Kellerkindern“ aus Österreich.
Fakt ist: Die Bilderserie
entstand Anfang des Jahres, mehrere Monate vor Bekanntwerdung des Falles.
Behauptet wird: Das Model
wurde bestimmt nicht bezahlt.
Fakt ist: Wurde es. Mit Euro,
nicht mit Haribo.
Behauptet wird: Beim Model
wird ein geistiger Schaden zurückbleiben.
Fakt ist: Nö. Model und Team
hatten in den zweieinhalb Stunden, über die sich die Photosession erstreckte,
sehr viel Spaß.
Behauptet wird: Das Model
wurde geschlagen, damit es verweint und traurig aussieht.
Fakt ist: Der Junge genoss vier
Jahre Schauspielunterricht. Das Stichwort lautet hier: Überzeugende
Darstellung.
Behauptet wird (und jetzt kommt
einer meiner Favoriten): E.G.O. macht solche Photos, weil sie alle
miteinander gestört im Kopf sind und sich an Bildern verprügelter Kinder
aufgeilen.
Fakt ist: Wir möchten mit unserer
Arbeit auf die Missstände in unserer Gesellschaft aufmerksam machen. Unsere
martialischen Darstellungen dienen diesem Ziel. Es handelt sich hierbei um
gesellschaftskritische Kunst, nicht um Perversion. Wer dies nicht versteht,
sollte seinen Intellekt grundlegend überdenken.
Behauptet wird: Das Model ist
nach Beendigung der Photoserie spurlos verschwunden.
Fakt ist: Er ist gesund und
munter, geht zur Schule (sogar ohne einen Amoklauf zu planen!) und wenn es
nicht so etwas wie den lieben Onkel Datenschutz gäbe, könnte ich euch sogar
seine Telefonnummer geben.
…und das war’s auch erstmal. In Zukunft bitte ich euch
darum, bodenlose Frechheiten dieser Art zu unterlassen und in eurer Freizeit
sinnvollere Dinge zu tun, als mir ohne Grund derart penetrant auf die Füße zu
steigen. Ich hoffe, ich habe mich an dieser Stelle deutlich genug ausgedrückt,
denn wiederholen werde ich mich nicht.
Mit ausgestrecktem Mittelfinger,
S.